Die Weinrebe (lat. Vitis vinifera) ist eine beeindruckende Pflanze. Wenn man sie erstmal eine Weile beobachtet hat, ist man erstaunt wie schnell diese Pflanze wachsen kann. Innerhalb kürzester Zeit können sich ihre Ausläufer verdoppeln und wenn sie nicht im Zaum gehalten wird, überwuchert sie kurzerhand alles was ihr in die Quere kommt.Die Weinrebe kann bis zu 30m hoch klettern und ihre Wurzeln können bis zu 20m tief in den Boden reichen. In Weinbergen werden die Reben deshalb nach der Pflanzung nicht mehr gegossen, um das Ausbilden dieser langen Wurzelausläufer zu fördernd.An den Trieben kann man das schnelle Wachstum der Weinrebe schon fast beobachten. Geht es der Pflanze gut und sie ist gut versorgt, wächst ihr Haupttrieb etwa 2-3cm am Tag.Weinreben können sogar über hundert Jahre alt werden. In der Regel werden sie im Anbau zwar meist nur 25 – 30 Jahre genutzt, da danach der Ertrag deutlich abnimmt, es gibt allerdings auch verschiedene Rebstöcke im Alter von bis zu 450 Jahren. Bei manchen wird sogar ein Alter von bis zu 500 Jahren vermutet. Daran sieht man auch was für eine Kraft in diesen Pflanzen steckt.
- Name: Weinrebe, lat.: Vitis vinifera
- Wurzeln: Bis 20m Länge
- Höhe: Bis zu 30m
- Blüten: Klein, gelbgrün, schwach süßlich duftend, 5-zählig, dicht in Rispen
- Blätter: Charakteristisch, herz-handförmig, 5-7 lappig, unregelmäßig gezähnt
- Früchte: Grünlich-gelb, rötlich oder blauschwarz, süß-saft, Je nach Sorte: rund, länglich, oval
Ursprung und Geschichte
Es wird angenommen dass die Weinrebe ursprünglich aus dem Kaukasus stammt. Von dort aus verteilt sie sich als Wildpflanze über Mitteleuropa entlang der Donau und dem Rhein. Man geht davon aus, dass auch schon in dieser Frühzeit Wein hergestellt wurde. Schon ab 1600 v. Chr. wurde die Weinrebe in Griechenland systematisch angebaut. Die Griechen brachten die Weinreben dann unter anderem nach Sizilien, Syrien und Marseille. Mit dem Aufgang des Römischen Reichs wurde die Rebe dann in weitere Gebiete verbreitet, die zu der Zeit von den Römern belagert wurden. In dieser Zeit wurden auch schon verschiedene Erziehungsstile im Anbau der Reben, sowie in der Aufbewahrung des Weines getestet. Hier wurden nun auch die ersten Rebsorten unterschieden. In den folgenden Jahrhunderten breitete sich der Weinbau über Europa aus. Im Mittelalter wurde der Weinbau dann vor allem in den Klöstern weiter perfektioniert. Hier wurde von den Mönchen der Anbau und Herstellung des Weins immer weiter vorangetrieben. In der Renaissance ging diese Aufgabe dann an Monarchen und wohlhabende Bürger über, bevor sich der Weinbau dann Klimabedingt auf die heutigen Anbaugebiete zurückzog.
Mythologie der Weinrebe
In der griechischen Mythologie wurde Dionysos gehuldigt, der Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Seine Gefolgsleute tranken dabei sein Blut in Form des Weines um Teil von ihm zu werden. Dionysos galt aber auch als Gott der Unterwelt, der wohl immer wieder periodisch auf- und abstieg als auferstehender oder sterbender Gott. Auch bei den Ägyptern war der Wein schon in der Mythologie vertreten. Osiris, mit dem teilweise Dionysos gleichgesetzt wurde, gab seiner Frau Isis sein Blut als Wein zu trinken, damit sie ihn nicht vergessen könne. Im Alten Orient galt der Weinstock als Zeichen für Wohlergehen und Reichtum. Auch im Christen- und Judentum hat der Wein eine tiefe Verwurzelung. Brot und Wein das bis heute als Symbol des letzten Abendmahls steht oder als Symbol um Gäste willkommen zu heißen. „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner, der alle unfruchtbaren Triebe abschneidet. …. Ich bin der Weinstock und ihr seid die Rebe „(Johannes-Evangelium 15,1-8)In der Bibel gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Gleichnissen und Zitaten. Noah wurde im Buch Genesis zum Weinbauern, nachdem die Sintflut überstanden wurde oder Jesus setzt sich selbst im neuen Testament mit einem Weinstock gleich. Aber auch spätere Mythen ranken sich um die Wirkkraft des Weines und der Weinrebe. Im Fricktal in der Schweiz wurde Frauen Wein in den Schoß gegossen, um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen. In anderen Regionen wurden dafür stattdessen Weinreben auf die Gartenmauer gemalt.Die Weinrebe durchzieht in vielen Kulturen die Mythologie. Besonders als Symbol der Erneuerung oder als vergossenes Blut trifft man immer wieder auf den Wein als Sinnbild.
Wesen der Weinrebe
Die Weinrebe ist eine besonders widerstandsfähige Pflanze. Durch ihre langen Wurzelaustriebe übersteht sie sogar extreme Trockenperioden. Dank dieser Wurzeltriebe kann die Rebe große Mengen mineralstoffreicher Flüssigkeit aus dem Erdreich aufnehmen und in ihre langen Triebe, Blätter und Früchte tragen. Trotz dieser meterlangen Triebe bildet die Weinrebe keinen besonders tragfähigen Stamm sondern angelt sich lieber entlang von Klettergerüsten oder anderen Pflanzen der Sonne entgegen. Die Zweige der Rebe sind knotig verstärkt, was an arthrotisch veränderte Fingergelenke erinnert.
Wirkung des roten Weinlaubes
In der Heilpflanzenkunde wird meist das rote Weinlaub der Rebe angewendet. Es enthält die Pflanzenfarbstoffe Rutin und Quercitrin. Rutin ist ein Zellschutz der die Pflanze vor UV-Strahlung schützen soll. Es hat eine gelbliche Farbe und zählt zu dem Flavonoiden. In der Phytotherapie wird es eingesetzt, um Zellwände zu kräftigen und Entzündungen im Gewebe zu hemmen. Auch bei uns soll es die Zellen vor Schäden schützen und sie wieder reparieren. Im Leberstoffwechsel kann Rutin dabei helfen die Cholesterin- & Zuckerwerte zu verbessern. Die Wirkung von Rutin ist allerdings nicht sofort spürbar und kann mehrere Wochen benötigen bis sie auftritt. Ein weiterer Bestandteil des roten Weinlaubes sind Gerbstoffe. Diese wirken zusammenziehend und wirken so verdichtend auf das Gewebe, wodurch bei Venenschwäche weniger Flüssigkeit durch die Venenwand treten kann. Außerdem sind auch noch Anthocyane, Polyphenole, Mineralstoffe und Zucker im Weinlaub enthalten. Anthocyane sind dunkle Pflanzenfarbstoffe, die eine Untergruppe der Flavonoide darstellt. Je nach Struktur bilden sie die roten, blauen und violetten Farben von Obst- & Gemüsesorten. Sie wirken antioxidativ und wirken in Pflanzen ebenfalls als Sonnenschutz. Polyphenole sind eine Übergruppe von verschiedenen Pflanzenstoffen. Zu ihnen zählen verschiedene Farb-, Geruchs- & Geschmacksstoffe, sowie auch einige Phytoöstrogene. Neben ihrer antioxidativen, antiviralen und antimikrobiellen Wirkung können sie auch Entzündungen und Allergien hemmen und unser Immunsystem modulieren.
- Wirkung:
- Einsatzgebiete innerlich:
- Einsatzgebiete äußerlich:
Anwendung des Weinlaubes
Es werden die getrockneten roten Laubblätter verwendet, die während der Weinlese oder kurz darauf geerntet werden. Genaue Bezeichnung ist hierbei Rotes Weinlaub oder auch Vitis viniferae folium rubrum. Zur Behandlung von chronisch venöser Insuffizienz mit Beinschwellungen, Krampfadern, schweren Beinen und Juckreiz wird das Weinlaub als Trockenextrakt eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit das Weinlaub anzuwenden ist die Verwendung als Teedroge. Hierbei werden täglich 2-3 Tassen des Tees getrunken. Als Fertigpräparat gibt es Antistax Venentherapeutika, welche in Kapsel-, Creme- und Tropfenform erhältlich sind.
Traubenkernextrakt
Eine weitere Verwendung der Rebe, bzw. ihrer Früchte ist ein Inhaltsstoff aus den Traubenkernen. Bekannt ist dieser Stoff als OPC, genauer gesagt Oligomere Proanthocyanidine. Dieses OPC zählt ebenfalls zu den bereits genannten Polyphenolen und gilt als sekundärer Pflanzenstoff. Dank seiner langkettigen aneinandergereihten Moleküle wirkt das OPC antioxidativ. Gleichzeitig kann es die Wirkung der Vitamine A, C und E verstärken.
Die Weinrebe in unserer Ernährung
Das erste, an das man bei Reben denkt, ist vermutlich der Wein. Es gibt archäologische Funde, die belegen, dass bereits 6000 v.Chr. Weinbau betrieben wurde. Der Wein galt dabei mal als Medizin, mal als Göttertrunk oder auch nur als Mittel zum Zweck bei Saufgelagen. Von Hippokrates wurde der Wein als erstes für spezifische Indikationen angewandt. Er hatte eine umfangreiche Indikationsliste, die von Schlafstörungen und Unruhe, über Augenerkrankungen bis hin zu Magendarmbeschwerden reichte. Selbst in der Wundbehandlung wurde verdünnter Wein zur Desinfizierung einsetzt. Auch wenn der Wein heutzutage hauptsächlich als Genussmittel gilt, sind seine positiven Wirkungen auf unseren Körper immer wieder Thema. Ein regelmäßiger Weingenuss in Maßen soll unter anderem Herzinfarkten vorbeugen, die Lebenserwartung verlängern oder Osteoporose vorbeugen. In wieweit diese Vorteile wirklich auftreten, wird immer wieder in verschiedenen Studien überprüft.
Das nächste an das man natürlich denkt sind die Trauben. Diese kommen entweder frisch, getrocknet als Rosinen oder als Saft in unserer Ernährung vor. Auch wenn Trauben einen ziemlich hohen Zuckeranteil haben, verfügen sie auch über ein großes Spektrum an Vitaminen und Mineralstoffen.
Pro 100g frischer Weintrauben:
- Kalium: 192 mg
- Calcium: 12 mg
- Magnesium: 9 mg
- Eisen: 0,5 mg
- Vitamin B1: 0,05 mg
- Vitamin B2: 0,03 mg
- Vitamin B3: 0,3 mg
- Vitamin B6: 0,07 mg
- Vitamin C: 4 mg
- Vitamin E: 0,7 mg
Eine weitere Anwendung in der Küche findet auch das Traubenkernöl. Es wird bereits seit dem Mittelalter verwendet und wurde hier allerdings für Schürfwunden und rissige Haut genutzt. Inzwischen wird das Öl innerlich sowie äußerlich angewendet. Es enthält ebenfalls eine große Zahl gesunder Inhaltsstoffe, allen voran die ungesättigten Fettsäuren. Diese machen im Traubenkernöl etwa 90% aus. Ebenfalls stark vertreten ist die Linolsäure, die zu den Omega-6-Fettsäuren zählt und die hilft den Blutfettspiegel und den Blutdruck zu regeln. Dank ihr werden auch Krankheiten wie Herzinfarkt oder Thrombosen reduziert. Abgesehen davon ist das Öl auch ein guter Lieferant für Vitamin E und Vitamin K. Vitamin E schützt den Körper dabei vor freien Radikalen und Vitamin K wird für die Blutgerinnung benötigt. Selbst in Badezusätzen, Cremes und Massageölen ist das Traubenkernöl inzwischen vertreten. Man könnte allerdings auch einfach das Öl direkt verwenden, wodurch die Inhaltsstoffe deutlich besser aufgenommen werden können.
In der arabischen sowie der griechischen Küche ist noch eine weitere Verwendung besonders verbreitet. Hier werden die jungen Weinblätter erst vorgegart und später divers gefüllt. Meistens wird dazu eine vorgegarte Reismischung herstellt, die dann in den Blättern eingerollt wird und nochmals zusammen durchgegart. Die gefüllten Weinblätter werden dann entweder warm mit Fladenbrot, Fleisch und Zitrone gegessen oder kalt als Antipasti dazu gereicht. Als Beilage kombiniert man die gefüllten Weinblätter auch gerne mit einem Joghurt Dip.